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Tagebuch aus der Sonnengärtnerei 2018

 

Montag, 21.5.2018

Im letzten Jahr hatte ich eine hilfreiche Unternehmensberatung. Dabei fand ich neue Wege, meinen 1-Mann-Betrieb effektiver zu betreiben. Der natürliche Gartenbau bleibt dabei weiter eins meiner wichtigsten Anliegen. 

Die Gartenberatung und die Pflege verschiedener Gärten in der Umgebung betreibe ich weiter. Pflanzen ziehe ich seit diesem Jahr direkt in den Beeten heran ohne Vorkultur. Die Anzucht von mehr Pflanzen, als ich selbst brauche, ist von mir allein neben den anderen Arbeiten nicht zu schaffen, deshalb wird es keinen Pflanzenverkauf mehr geben. 

Die Gewächshäuser brauchen nach 10 Jahren Tomaten- und Gurkenanbau in diesem Jahr mal eine Pause. Und im Freiland beschränke ich mich auf die Pflege der vorhandenen Kulturen, so dass es in diesem Jahr auch keinen Gemüseverkauf gibt. 

Um so spannender sind die Wildkräuter, denen ich 2018 mehr Freiheiten gebe als bisher. Es wird also neben den Gartenseminaren auch wieder Wildkräuterführungen geben. 

 

Sonntag, 23.9.2018 

Wie ich es schon lange vermutet hatte, begann heute am Herbstanfang die Regenzeit. Hinter uns liegen 5 Monate, in denen es nur wenig geregnet hat bei gleichzeitig hohen Temperaturen. Vereinzelten Regenfällen haben wir es zu verdanken, dass die Pflanzen auf den Sandern (die eiszeitlichen gewaltigen Ufer der Urstromtäler des abfließenden Gletscherwassers) in Brandenburg nicht völlig vertrocknet sind. Nachdem ich vereinzelt schon mal 3 Monate Dürre (1982, 2006, 2015 und 2016) erlebt hatte, war dies zumindest in meinem Leben ein Rekord. Wildkräuter bekam ich seit Anfang August nur noch im Frühbeet und in den Gewächshäusern, also überall dort, wo ich alle ein bis zwei Tage bewässerte. Draußen waren Giersch, Gänsefuß, Löwenzahn, Sauerampfer und Labkraut längst vertrocknet. Seit Anfang September begann selbst die Kanadische Goldrute sichtbar zu vertrocknen. 

Seit Juli fragte ich mich immer wieder mal, ob sich die Fortsetzung des Experiments Sonnengärtnerei überhaupt noch lohnt. Ich habe ja nach wie vor keinen Wasseranschluss. Der Verpächter der Fläche hat sich die jährliche Kündigung vorbehalten, von daher ist mir diese Investition zu riskant. Mich hat die 12 Jahre über die Herausforderung des nachhaltigen Wassermanagements gereizt. Also in der Regenzeit viel Wasser sammeln, durch Bodenbedeckung und geschickte Anbauplanung in der Trockenzeit das Wasser richtig einteilen. Verdunstungsschutz wie Mulchen und das Stehen-lassens des Grases sind dafür eine Grundvoraussetzung. 

Nun sind die Wasserreserven nahezu aufgebraucht. Neben zwei Erdbeerbeeten habe ich die beiden Gewächshäuser und das Frühbeet bewässert. Und zwei noch nicht so lange stehende junge Bäume und die beiden Kulturheidelbeeren mussten auch Wasser bekommen, sie drohten zwischenzeitlich zu vertrocknen. Ein 2017 gepflanzter Süßkirschbaum hat die Trockenheit nicht überlebt. 
So kam ich in diesem wie auch schon in den vorangegangenen Jahren zur Erkenntnis, dass ich einerseits wieder eine etwas chaotische Zeiteinteilung (die ehrenamtliche Leitung zweier NABU-Ortsgruppen fordert immer mehr Zeit und dann ist ja noch mein Haupterwerb, die Garten- und Landschaftspflege) und deshalb viel weniger geschafft habe, Kräuter und Gemüse anzubauen. Gleichzeitig die andere Erkenntnis, dass ich keinen einzigen Quadratmeter mehr hätte bewirtschaften können, weil dann das Wasser nicht gereicht hätte. Ein Brunnen scheidet auch aus, einmal wegen der riskanten Investition und wegen des fehlenden Stromanschlusses. 

Wenn ich mir die Frage stelle, ob ich unter diesen Rahmenbedingungen des Klimawandels die Sonnengärtnerei wirtschaftlich als Betrieb betreiben kann, muss ich das klar verneinen. Will man nicht endlos viel Wasser für die Gemüsekulturen verbrauchen, ist ein Anbau auf feuchterem Land sinnvoller, z. B. im Oderbruch. Ideal wäre dann noch eine Biberfamilie. Die schafft einen stabilen Wasserstand, auf den man sich mit seinen Kulturen einstellen und vor allem verlassen kann. Für Biber ist ein gleichbleibender Wasserstand überlebenswichtig. 

Andererseits reizt mich nach wie vor die Herausforderung, heraus zu finden, wie ich Pflanzenanbau unter solchen klimatischen Bedingungen erfolgreich durchführen kann. Wie kann man sich als Gärtner am besten auf den Klimawandel einstellen?
Und so habe ich mich entschieden, die Sonnengärtnerei weiter zu betreiben, aber nicht mehr als Erwerbsbetrieb, sondern nur noch als reines Hobby, für die Eigenversorgung. Überschüsse, wie zurzeit gerade die vielen Äpfel, tausche ich auch gerne gegen Gemüse, was bei mir nicht wachsen will, wie z. B. Zwiebeln. 

Es geht mir sehr gut mit dieser Entscheidung. Das habe ich gestern während des Selbstpflücketags gemerkt. Die Familien, die sich Äpfel gepflückt haben, genossen die natürliche Umgebung und die Begegnung mit den alten Apfelsorten. Ich spüre die Kraft der Artenvielfalt, nur in dieser starken und großen Gemeinschaft hat die Gärtnerei diesen Sommer so gut überlebt und eine reiche Apfelernte gebracht. Ich spüre diese Kraft und tanke selbst jedes Mal auf, vor allem, wenn ich ohne den Druck des wirtschaftlichen Erwerbs hier meinem Hobby der Permakultur nachgehen kann. Und ich habe mal wieder die kollektive Intelligenz der Gemeinschaft der wildlebenden Pflanzen und Tiere wahrgenommen, das Mitdenken der Gärtnerei. 

Nachdem ich mit der Bewässerung fertig war, wollte ich ursprünglich Äpfel aufsammeln. In knapp zwei Wochen will ich wieder einen Schwung zur Biokelterei bringen, von der ich den Saft meiner eigenen Äpfel bekomme. Die Gärtnerei hatte Samstag aber anderes im Sinn. 
Zunächst sah ich, dass viele Eicheln auf dem Gehweg lagen. Das war schon eine Unfallgefahr, die ich umgehend beseitigen wollte. Dann sah ich das viele Kastanienlaub rechts und links vom Gehweg. Die Miniermotte hatte wieder ganze Arbeit geleistet. Um so erstaunlicher sind die großen und schönen Kastanien. Was aber dazu passt, dass ich in diesem Jahr mit einem kalten und langen Winter rechne. 
Normalerweise packe ich das Laub auf die abgeernteten Kartoffelbeete. Zur Kartoffelernte bin ich bis gestern aber noch nicht gekommen. Um die Laubberge nicht zweimal zu bewegen, durchgrub ich das Beet mit der Kartoffelsorte Linda. Mit dem Ergebnis: eine einzige kleine Kartoffel. Dazwischen waren vereinzelt Kartoffeln mit unter zwei und etwas mehr Kartoffeln mit unter einem cm Durchmesser. Die ließ ich gleich als Saatkartoffeln für nächstes Jahr drin. Also hier bei den Frühkartoffeln habe ich schon mal einen nahezu kompletten Ernteausfall in Folge der Dürre. Anschließend habe ich noch die Apfelbäume über der Fläche abgeerntet, und dann konnte das Laub auf die Fläche. 
Anschließend topfte ich die Kakteen um, dazu war ich seit dem Frühjahr nicht gekommen, und brachte sie ins Gewächshaus. Das Gleiche mit den drei Zitronenpelargonien. Für die Meerzwiebeln und die Elefantenohren sind die Töpfe noch ausreichend. Dann baute ich in beiden Gewächshäusern die Türen ein, wobei am großen Gewächshaus der Türrahmen ausgebessert werden musste. 
Für die Nacht zum Sonntag war Regen angekündigt, Samstag war es aber noch warm und trocken. Im Frühbeet hat eine Melonenpflanze überlebt, ein paar Kopfsalatpflanzen waren aus Selbstaussaat der daneben stehenden Mutterpflanzen aufgegangen. Dazwischen viele Wildkräuter, die ich nicht gebrauchen konnte. So entschloss ich mich kurz zur Aussaat von Rukola. Das ist zwar schon etwas spät, ich habe aber gute Erfahrungen mit Spätsommeraussaat. Also die Samen ausgebracht und mit dem Unkraut ziehen gleich eingearbeitet. Nun brauchte bloß noch der Regen kommen. 
Also habe ich am Ende des Tages viel geschafft, nur kaum etwas an Äpfeln geerntet. Aber das ist nicht das erste und sicher nicht das letzte Mal, dass die Gärtnerei mir meine Pläne verändert. 

 

Samstag, 29.9.2918 

Heute erst habe ich erfahren, dass bereits im Mai Rüdiger Heiland verstorben ist. Er hat um 1974 die ganzen 220 Apfelbäume gepflanzt, die ich heute nutze. Ohne ihn würde es die Sonnengärtnerei an diesem Ort heute nicht geben. Die Spuren seines Wirkens leben in der Apfelbaumanlage weiter und ich werde sein Andenken bewahren. 

 

Freitag, 30.11.2018 

Pünktlich zum Ende November habe ich alle Äpfel eingelagert. Es gab eine reiche Ernte und mir sind nur wenig Äpfel erfroren. Viel Apfelsaft gab es auch von der Fläche. 

Die Rukola, die ich erst Anfang Oktober ins Frühbeet gesät hatte, ist gut aufgegangen zusammen mit viel Vogelmiere. Letztere wollte ersterer den Platz an der knapper werdenden Sonne streitig machen, was ich unterband, indem ich regelmäßig die überschüssige Menge gegessen habe. Das tat sowohl mir als auch den verbleibenden Pflanzen gut. 

Das Sabbatjahr tat den Gewächshäusern gut. Es gab bis Ende Oktober aus dem kleinen Gewächshaus sehr aromatischen Giersch. Und als er eingezogen ist wurden im großen Haus die Bohnen reif, die ich nach und nach bis zum Frost erntete. Die Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln haben den Boden wieder mit Langzeitdünger aufgefüllt. 
In den Lücken ist wieder reichlich Postelein aufgegangen. Es ist für Ende November größer als in den bisherigen Jahren, was ich auf den milden Herbst zurück führe. 

 

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