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Immer wieder neue Narrative in der Geschichte

20.8.2022

Das älteste Narrativ: Das Erkennen von Gut und Böse

Das Essen der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis, geschrieben in der Bibel im Alten Testament im 2. Kapitel, gilt als der Sündenfall, also als das Herabfallen der Menschen aus dem Reich Gottes in den gottlosen sündigen Bereich der Erde. Bezogen auf das praktische Leben war dieses Ereignis der Beginn des Schubladendenkens der Menschen.

Tatsächlich ist dies ein wesentlicher Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Tiere erkennen nicht, was gut und böse ist, vermutlich kennen sie nicht mal die Bedeutung dieser Begriffe. Tiere erkennen Freunde und Feinde und ob Weggenossen für sie relevant sind oder bedeutungslos. Und sie erkennen auch, welche Lebewesen gut schmecken und von welchen sie sich fern halten müssen. Das gehört zum täglichen Überleben, macht sie aber nicht gut oder böse. Manche Kritiker Gottes sagen, dass dieses Grundsystem der Schöpfung, das Leben nur durch den Tod anderer möglich ist, grundsätzlich böse ist und dass damit Gott selbst böse sein muss. 
Ich glaube allerdings nicht mehr, dass die Schöpfung, in der wir leben, von Gott ist, sie wurde wahrscheinlich eher als eine neue Schöpfung innerhalb Gottes Schöpfung von anderen Wesen kreiert. Mehr dazu habe ich im Kapitel Vom Anfang... geschrieben. 
Die meisten grünen Pflanzen zeigen uns aber, dass nicht alles vom Tod anderer lebt, sie leben und wachsen nur von Licht, Luft und Wasser. Offenbar ist auch die vermeintlich böse Schöpfung durchwebt vom Göttlichen. 

Aber zurück zu den Narrativen: Viele zweifeln daran, dass der Sündenfall sich so wie in der Bibel beschrieben abgespielt hat. Das ist auch zweitrangig. Die Geschichte ist uralt und wurde nach jahrtausendelangem mündlichem Erzählen (vielleicht die älteste berühmte Gute-Nacht-Geschichte) erstmals vor rund 2700 Jahren von den Juden in der babylonischen Gefangenschaft aufgeschrieben. 

Tatsächlich versucht diese Geschichte, das Streben und zugleich das Dilemma der Menschheit vom Ursprung her zu verstehen: Das Bestreben, andere ständig zu beurteilen um sie dann befriedigt in Schubladen stecken zu können. Bis dann neue tägliche Ereignisse passieren, die wieder in richtig und falsch beurteilt, dabei heftigst diskutiert werden, bis sie dann wieder in Schubladen gesteckt werden. 

Tiere sind zu einem solchen Denken nicht in der Lage, deshalb sagen viele Christen auch: Tiere haben keine Erkenntnis von gut und böse und wissen damit nicht, was Sünde überhaupt ist. Demzufolge können Tiere nicht sündigen. 

 

Gut und Böse in der Menschheitsgeschichte

Spinnen wir den Gedanken mal weiter, dass nur Menschen fähig zum Erkennen von Gut und Böse sind, dann komme ich zur Erkenntnis, dass es Gut und Böse vielleicht gar nicht gibt. Vielmehr sind die Kategorien Gut und Böse Kreationen der Menschen. Sollte die Menschheit aufhören zu existieren, Tiere und Pflanzen sich aber weiter entwickeln, dann verschwinden mit den Menschen auch das Gute und das Böse.

Die Menschheitsgeschichte ist voll von Varianten dieser Kreationen. Während der Reformation der Kirche wurde darum gerungen, welche Auslegung der Bibel richtig und falsch ist. Das sind Synonyme für Gut und Böse, die eingängiger sind. Bis heute wird in Bibelstunden darum gerungen, wie die Bibel richtig verstanden werden muss. Dabei werden auch oft Beispiele für falsche Bibelauslegungen und dabei auch gleich für sündiges Verhalten gefunden. Viele wollen dabei ernsthaft und aus tiefsten Herzen wissen, wie die Bibeltexte richtig verstanden werden sollen. Und sie sind erst dann beruhigt, wenn sie falsche Ansichten erkannt und weit weg von sich in die Schubladen anderer eingeordnet und verstaut haben. 

Das Beurteilen und damit das Verurteilen anderer ist wohl so alt wie die Menschheit und tief in uns drin. Deshalb mahnte Jesus uns: "Richtet nicht, damit Ihr nicht selbst gerichtet werdet!" Richten ist ein härteres Wort für Urteilen, meint aber das Selbe. Nur Richter können Urteile fällen. Wenn wir andere verurteilen, erheben wir uns zu Richtern. 

Das Schubladendenken hat in der Menschheitsgeschichte immer wieder neue Variationen entwickelt. Oft wurden und werden sie aber auch entwickelt. Nachfolgend ein paar Beispiele aus der jüngeren Geschichte der letzten 130 Jahre: 

 

Proletarier und Kapitalisten

Diese Unterscheidung wurde durch Karl Marx und Friedrich Engels populär gemacht und wirkte prägend auf die Menschheitsgeschichte. Karl Marx vertrat die Ansicht, dass man entweder Proletarier oder Kapitalist sein musste. Etwas dazwischen oder etwas ganz anderes gäbe es nicht. Das bedeutet: Jeder muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Das ist schon eine extremistische Form der Einordnung der Mitmenschen. 

Gottfried Feder wies in seinen Büchern allerdings nach, dass es sich Marx und Engels mit dieser Einstufung zu leicht gemacht hatten und unterschied  bei den Kapitalisten zwischen echten Unternehmern, also Betriebsinhabern, die mit ihren Arbeitern im selben Boot sitzen und den Kapitalisten, die nur das Geld anderer für sich arbeiten lassen, also den Bänkern und Börsianern. 

Ganz so einfach ist auch das nicht mehr, denn hundert Jahre später sind auch diese Kategorien miteinander verwoben. Niemand würde heute auf die Idee kommen, einen einfachen Arbeiter, der Geld für seine Altersversorgung so zur Seite legt, dass es Zinsen erwirtschaftet, als Kapitalist zu bezeichnen, auch wenn es andere Arbeiter gibt, die diese Zinsen erarbeiten müssen. Denn Geld selbst ist nur eine Verrechnungseinheit für Arbeitskraft, es kann selbst nicht arbeiten. 

Der moderne Kapitalismus hat die Begriffe Proletarier und Kapitalisten verniedlichend geändert in Arbeitgeber und Arbeitnehmer und hat damit versucht, neue Narrative für alte Kategorien zu erschaffen, z. T. erfolgreich. Aber auch nur so lange, bis die Arbeitnehmer erkennen, dass sie in Wirklichkeit Arbeitskraftgeber und ihre Betriebe Arbeitskraftnehmer sind. Denn wenn die Arbeiter ihre Arbeit einstellen, bricht das ganze System zusammen.

 

Links und rechts, wo beginnt Extremismus?

Die ersten sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Abgeordneten im Parlament erfuhren im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine Schwächung durch Abspaltung. Nach verschiedenen Revolutionen in Europa wurde die Gewaltbereitschaft vieler Kommunisten deutlich. Aus ihrer Sicht war die legitimiert durch das Manifest der kommunistischen Partei, die erklärt hat, dass das Kapital seine Macht nicht kampflos an die Arbeiterklasse übergibt, dass diese Macht für eine gerechtere Gesellschaft gewaltsam übernommen werden muss. 

Damit waren nicht alle in der Arbeiterbewegung einverstanden. Viele suchten nach einem gewaltfreien Weg, die Gesellschaft gerechter zu machen. Von den Kommunisten spalteten sich die Sozialdemokraten ab. 

Im Reichstag saßen die kommunistischen Abgeordneten auf der linken und die Sozialdemokraten auf der rechten Seite. Bald kamen die Nationalsozialisten hinzu, die nun auf der rechten Seite saßen. Die Sozialdemokraten gerieten dabei in die Mitte zwischen KPD und NSDAP. Bald wurden die Kommunisten deshalb als Linke und die Nationalsozialisten als Rechte bezeichnet. Diese Einstufung in rechte und linke Schubladen verstärkte sich nach dem 2. Weltkrieg noch und hielt sich erfolgreich bis zur Jahrtausendwende. Ab der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts wurden oft Antifaschisten links eingeordnet, was historisch nicht stimmt. Es gab viele Menschen, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben verloren haben und dabei nicht links waren. Die DDR erklärte sich gebetsmühlenartig immer wieder als antifaschistisches Land, distanzierte sich aber von Linksextremen in der BRD wegen ihrer Gewaltbereitschaft gegen den Staat und das Kapital ohne ein besseres Ziel. De facto war die DDR aber selbst ein linkes Land, das man angesichts der Toten an der Grenze nach Westberlin und zur BRD durchaus als linksextrem bezeichnen kann. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, nach der Extremismus mit Gewaltbereitschaft bzw. Aufrufen beginnt, die zu Gewaltbereitschaft führen. 

Es gab auch in der DDR Narrative. Neben den damals bekanntesten Denkschubladen Kapitalismus und Sozialismus wurden auch Umstürze eingeordnet. Eine Revolution galt dabei immer als Ausdruck der Weiterentwicklung. Als Putsch wurde im Ostblock dagegen offiziell ein versuchter oder erfolgreicher Umsturz mit dem Ziel einer Rückentwicklung bezeichnet. Putsche wurden hier deshalb oft mit Konterrevolution gleichgesetzt, die den Umsturz einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft zum Ziel hatte. 

 

Terroristen und Freiheitskämpfer

Leute, die andere terrorisierten, gab es auch vermutlich schon immer. Ab 1970 wurde der Begriff dann aber politisch instrumentalisiert. Die Bildung der RAF ("Rote Armee Fraktion") trug dazu in Deutschland wesentlich bei. Der Ermordung der israelischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München internationalisierte den Terrorismus. Es gab seitdem Entführungen von prominenten Personen und z. T. ihre Ermordungen. Später gab es auch in Deutschland Bombenanschläge, die meistens völlig sinnlos waren, eben reiner Terrorismus. 

Mit dem weitgehendem Zusammenbruch des Sozialismus im Ostblock wurde der neuen Freiheit Beachtung geschenkt. Freiheitskampf galt als etwas Gutes. 

In den 90er Jahren war meiner Mutter mal mit einem Freund von uns auf einem Flohmarkt. Dort verteilte jemand Flugblätter eine Gruppe aus Südamerika, die sich "Leuchtender Pfad" oder so ähnlich nannten. Der Mann erklärte meiner Mutter, dass sie dort für die Freiheit ihres Volkes kämpfen. Unser Bekannter, der in Westberlin aufgewachsen und sehr gebildet war, sagte entsetzt zu meiner Mutter: "Glaube ihm nicht, das sind üble Terroristen!" 

Da waren wir wieder im alten Dilemma der Menschheit: Wir hatten zu wenig Informationen und konnten nicht einordnen, ob das nun Freiheitskämpfer oder Terroristen waren, ob sie gut oder böse waren. 

Und so ging es uns mit den ganzen aufflammenden Kriegen in Europa. Bei denen ging es fast überall um Unabhängigkeit, das setzten wir mit Freiheit gleich. In Armenien und Aserbaidschan wurde aber recht schnell deutlich, dass es vor allem um Gebietsansprüche ging und geht. 

Nach den Anschlägen am 11. September 2001 mit vielen tausend Todesopfern in den USA erklärten die USA den Terrorismus zum Hauptfeind der freien Welt und schufen damit zwei neue Varianten alter Denkschubladen, die von den Völkern seitdem auch eifrig benutzt werden. 

Unter dem Deckmantel des Freiheitskampfes wurden einige Völker durch den Westen wovon auch immer befreit. Anschließend verarmten diese Völker. Bekannte Beispiele sind Kroation, Bosnien und die Herzegowina und der Kosovo, die alle von den Selben "befreit" wurden. Die Serben wurden und werden dabei stets als die Bösen dargestellt. Oder Afghanistan und der Irak und später Lybien. Sie wurden von ihren Landesführern "befreit" und stürzten danach in bittere Armut. Und die einst ritterlichen Freiheitskämpfer USA verwandeln sich neuerdings zunehmend in Raubritter, die dem syrischen Volk das Erdöl stehlen und dem afghanischem Volk das gesamte Vermögen, weil die neuen Führer, die Taliban das Volk von den USA befreit haben und sie nicht die Freiheitsideen der USA vertreten. Ob auch diese Völker dadurch weiter verarmen, werden wir sehen.

 

Die Einordnungen verwischen und vermischen sich heute

Seit Beginn des Unabhängigkeitskrieges in der Ukraine werden die Narrative neu geordnet. Die Menschen aus der Ostukraine wollten wichtigen Gründen die Ukraine verlassen und wurden dafür von der Ukraine beschossen, wie einst die Menschen, die illegal die Grenze der DDR übertreten wollten. Die Menschen in Donezk und Lugansk wollten diesen Krieg nicht, sie wollten nur raus aus der Ukraine. 

Trotzdem schuf der Westen einen neuen Schuldigen für den Krieg in der Ukraine: Den russischen Präsident Wladimir Putin. Dabei hatte der in den ersten Jahren nichts mit dieser innerukrainischen Angelegenheit zu tun. Er akzeptierte nur den Willen der Bevölkerung der Krim nach Wiederangliederung an Russland. 

2015 gab es eine Fluchtwelle mit dem Hauptziel Deutschland. Die deutsche Bundeskanzlerin sagte "Wir schaffen das.", was die Flüchtlinge als extra Einladung nach Deutschland auffassten. 
Gegen diese Fluchtwelle gab es Ängste, die z. T. berechtigt waren, wie es an einigen Übergriffen, wie z. B. in Köln sichtbar wurde. 
Es kam zu immer größeren Protesten, Bürgerbewegungen formierten sich, die mehr Schutz unseres Landes forderten. 

Recht schnell wurden die Protestierenden als mit Rechtsextremen verbündet eingeordnet. Dabei waren die meisten Protestierenden nur einfache Menschen, die mehr Schutz unseres Landes forderten, sonst aber unpolitisch waren. Aber die Denkschublade wurde geschaffen. 

Als es ab 2020 zu Protesten gegen die teils sinnlosen Grundrechtseinschränkungen wegen eines neuen Virus kam, wurden die auch sofort mehr oder weniger als rechtsextrem eingestuft. Dabei unterscheidet das Volk nicht zwischen mehr und weniger, sondern nimmt die Schublade "Impfgegner sind rechtsextrem" nur an oder auch nicht. 

Was davon tatsächlich richtig und falsch ist, ist nur noch mit wachsendem Rechercheaufwand zu ermitteln.

 

Die Einstufungen in rechts und links stimmen auch immer weniger

Mit dem Eintritt Russlands in den Unabhängigkeitskrieg in der Ukraine wurde plötzlich jeder im Westen salonfähig, der die Ukraine im gewaltsamen Festhalten ihrer Ostprovinzen unterstützt. Da lassen sich ukrainische Politiker und Prominente stolz mit Freiheitskämpfern gegen Russland fotografieren, die nicht mal mehr versuchen, ihre tätowierten Hakenkreuze zu verstecken. In Deutschland würde man sich für solche veröffentlichten Fotos dagegen zu recht eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung einhandeln. 
Die Asowkämpfer dagegen gelten trotz der Fotobeweise nicht mehr als Nazis. 

Die Narrative verwischen. 

Neuerdings werden sogar Leute, die die DDR gut fanden, dem Rechtsextremismus zugeordnet. Dabei war die DDR deutlich links und antifaschistisch. Die Berliner Mauer wurde z. B. bis 1989 stolz als "antifaschistischer Schutzwall" bezeichnet. 

Nachdem der Westen über 30 Jahre lang mehr oder weniger erfolgreich den Osten mit Investitionen, aber auch Dumpingpreisen und Landgrabbing (massenhaften Kauf von z. B. Ackerland zu Spekulationszwecken) stückweise erobert hat und ihm nun Grenzen dabei gesetzt werden, hat er seine imperialistische Maske fallen gelassen und wieder zum altbewährten Mittel der Eroberungskriege gegriffen. 

Bis jetzt hat der dafür erst mal die Vorhut der Bauern los geschickt, die Bauern räumen beim Schachspiel erst mal beim Gegner auf und werden dabei bereitwillig geopfert, bis auf wenige, die noch für den Endsieg gebraucht werden. 
Beim aktuellen Schachspiel sind die Menschen in der Ukraine die Bauern des Westens. 

Der Kampf für Freiheit und Demokratie ist die eine Schublade des Westens, die er dem Volk anbietet. Seine Gegner werden als Terror- und Schurkenstaaten bezeichnet. 

Der Schutz der Souveränität und dem Wohl des eigenen Volkes ist die Denkschublade des Ostens. Und alle, die diese Ziele bedrohen, werden als Kriegstreiber bezeichnet. 

Es bleibt dem Leser überlassen, welche Denkschubladen er für sich nutzt, oder ob er besser noch eigene Gedanken dazu entwickelt. 

 

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