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Ein Exkurs in die Geschichte der politischen Ökonomie mit Ausblick auf die Zukunft

zuletzt bearbeitet am 5.10.2024

Mindestens seit Jahrhunderten denken Menschen darüber nach, wie das System der Gesellschaft gerechter gestaltet werden kann. Eine sehr frühe Abhandlung ist das Buch "Utopia" von Thomas Morus. 

 

Thomas Morus hat sein Utopia am Ende des Mittelalters geschrieben. Meine Vorstellungen über diese Zeit sind recht vage und durch Filme und den Geschichtsunterricht, den ich in der DDR erlebt hatte entstanden. Bei uns stufte man die Systeme in Sklavenhalterordnung, Feudalismus usw. ein. Von Kapitalismus konnte im Mittelalter noch keine Rede sein. Aber nach 1500 hob der Papst das Zinsverbot auf, was ich als Start des Kapitalismus bezeichne. Überhaupt schien diese Zeit eine Aufbruchzeit gewesen zu sein. Meine Vorstellungen über Leibeigene, die Bauernkriege, Weltuntergangsstimmungen und sich bildende Sekten sind zwar finster. Aber es gab auch die Reformation, die Bibel in der Sprache des Volkes und damit ein wachsendes Interesse und wahrscheinlich noch viel mehr Träume über ein besseres Leben, wie in dem Buch Utopia.

Inzwischen glaube ich, dass die Einstufung, wie wir sie gelernt hatten, nicht immer so einfach war und ist. Einmal im Geschichtsunterricht, ich glaube es ging um diese Zeit, ich weiß leider nicht mehr um welchen König, da sagte uns die Lehrerin: "Dieser Teil der Geschichte wird in der DDR anders gelehrt als in der BRD: Im Westen lehrt man: 'Der König rief, und alle kamen.' Wir sagen die Wahrheit: Das Volk kam zum König und zwang ihn zum handeln." Es ist schade, dass ich nicht mehr weiß, worum es genau ging. 
Aber später las ich im Buch von Ehm Welk "Mein Land das ferne leuchtet.", wie er als Martin Grambauer den Beginn des 1. Weltkrieges erlebt hatte. Am meisten hat mich dabei erstaunt, wie das einfache Volk aus seinem Heimatdorf von sich aus Spenden für die Kriegskasse zusammengetragen hat. Einerseits waren sie fast alle zuversichtlich, dass dieser Krieg nicht lange dauern würde. Aber ich hatte da auch eine gewisse Solidarität mit dem Vaterland und dem Kaiser heraus gelesen. Und das passte so gar nicht zu dem Bild, das man uns gelehrt hatte über den Adel, der auf Kosten der Armen lebte. 

Tatsächlich war zu der Zeit die Industrialisierung in vollem Gange. Es gab schon seit dem 19. Jahrhundert einen Reichskanzler, den Bundesrath und ein Parlament, den Reichstag. Eine Art Demokratie gab es offenbar schon seit 1848 unter dem Kaiser. Das war eine durchaus interessante Konstellation: 
Der Reichstag wurde für eine bestimmte Zeit gewählt. Der Bundesrath setzte sich aus den Landesfürsten zusammen. Während die Reichstagsabgeordneten an ihre Wiederwahl dachten, also in der aktuellen Situation die aus ihrer Sicht besten Entscheidungen treffen wollten, hatten Kaiser und Bundesrath immer ihre Nachfolger im Blick, bedachten also bei ihren Entscheidungen die Auswirkungen im Deutschen Reich auf die gegenwärtige und die nächste Generation. 

 

1848 setzten sich Karl Marx und Friedrich Engels zusammen und schrieben das "Manifest der Kommunistischen Partei". Dieses Heft war der Auftakt mehrerer Bücher, in denen die beiden zunächst den Kapitalismus analysierten. Sie stellten fest, dass Kapital den Drang hat, wachsen zu müssen, ab einem Grad unter allen Umständen. Gleichzeitig fließt es permanent von einer Gruppe der Gesellschaft zur anderen. Die beiden Denker nannten die Gruppe mit dem wachsenden Geld Kapitalisten und die Gruppe, die den Wert hinter diesem Geld erarbeiten Proletarier. 

Als Ausweg und Alternative beschrieben Marx und Engels den Kommunismus. Sie gingen davon aus, dass das Geld zu den Eigentümern der Produktionsmittel fließt, also zu den Eigentümern der Betriebe. Eine Sonderstellung hat dabei der Grund und Boden. Dieser wird als Hauptproduktionsmittel eingestuft. 
Im Kommunismus sollen die Produktionsmittel allen gehören. Demzufolge können sich einzelne nicht mehr auf Kosten anderer bereichern. 

Wladimir Iljitsch Lenin begann, das Konzept von Marx und Engels als erster umzusetzen. Er rief ab 1910 zur weltweiten Umverteilung des Eigentums an das Volk auf. Die Liebe zum Vaterland spielten dabei für Lenin keine Rolle, Hauptsache, der Kapitalismus wird beendet und durch den Sozialismus ersetzt. Dieser war stets als Übergang zum zukünftigen Kommunismus gedacht. Dieser wurde aber nie erreicht. 

 

Im 2. Jahrzehnt des 20. Jahrhundert setzte sich ein anderer Denker mit den Schriften von Marx und Engels kritisch auseinander. Gottfried Feder gab im Jahr 1919 das "Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft" heraus, also bereits kurz nachdem parallel zum Reich die Republik Deutschland ausgerufen wurde. An den Ideen der Kommunisten kritisiert er in seinem Buch, dass sie die Gesellschaft in die beiden Blöcke Proletarier und Kapitalisten aufteilen, und dass Marx und Engels die Kapitalisten auf die Betriebsinhaber beschränken. Er schreibt, dass die wirklichen Verursacher der meisten weltweiten Ungerechtigkeiten in den Banken sitzen. Wobei ich das nicht unbedingt als Widerspruch sehe. Es ist ja eine Binsenweisheit, dass die meisten Häuser und Beriebe gar nicht den Chefs darin gehören, sondern der Bank, an die sich die Menschen verschuldet haben. Also gehören die Produktionsmittel den Banken und zu ihnen fließt das Geld, und zwar weltweit. 

Feder sieht demzufolge die Betriebsinhaber und ihre Mitarbeiter im selben Boot und nicht als Gegner. Die wahren Gegner sieht er in den Banken, welche mit Krediten die Betriebsinhaber bis hoch zu den Konzernchefs zur Ausbeutung ihrer Mitarbeiter zwingen. Und die Betriebsinhaber werden gleichzeitig zu Selbstausbeutern. 

Feder weist in seinen Werken nach, dass Geld selbst niemals arbeitet, denn es ist nur eine Verrechnungseinheit für geleistete Arbeit. Sämtliche Zinsen weltweit müssen irgendwo durch jemand erarbeitet werden. 

Gottfried Feder hat ebenfalls ein alternatives Gesellschaftskonzept: Den Sozialismus. Feder sagt: Im Sozialismus gibt es auch Zinsen, aber die bleiben im eigenen Land. Das Eigentum an Grund und Boden und an den Betrieben will er nicht antasten. Aber in seinem Konzept sollen die Banken verstaatlicht werden. Er hat in seinem ersten Konzept einen festen Zinssatz von 6 %. Außerdem soll die Währung des Landes nicht länger von Gold gedeckt werden, sondern durch Arbeit. 

Dieses Konzept wurde ab 1933 im Nationalsozialismus in Deutschland umgesetzt. Es führte sehr schnell zu Vollbeschäftigung und die Arbeit begann, sich für alle zu lohnen. 

Die Nationalsozialisten sahen recht schnell ihren Hauptfeind im Bolschewismus, der unbedingt bekämpft werden sollte. Deshalb wurde und wird der Nationalsozialismus bis heute als rechte Bewegung eingestuft im Gegensatz zum Marxismus-Leninismus als linke Bewegung. 

In Wirklichkeit war diese Einstufung des Nationalsozialismus nicht so eindeutig. Es gab auch in der NSDAP Kräfte, die im Sozialismus die Enteignung der Großgrundbesitzer und schlussendlich auch der Banken sahen. Adolf Hitler beschwichtigte die Industrie, die er für seine Pläne brauchte, dass sie nichts derartiges zu befürchten hätten. Gleichzeitig bezeichnete er aber die NSDAP als linke Arbeiterpartei. 

Eine heute bekannte dunkle Seite des Nationalsozialismus war der Antisemitismus. Bereits in Feders erstem Buch taucht er am Ende auf, wenn auch nur einem Satz. Im sogenannten Dritten Deutschen Reich, was völkerrechtlich nichts mehr mit dem Kaiserreich zu tun hatte, hat der Mord an 6 Millionen Juden und die Millionen Kriegsopfer zwischen 1939 und 1945 die Idee hinter Feders Konzept so klein gemacht, dass seine Werke nach 1945 weitgehend verschwiegen wurden. Seine Grundideen bleiben aber interessant und praktikabel, wenn in Zukunft ausgeschlossen werden kann, dass sein Sozialismus-Konzept erneut in einem Blutvergießen endet und in einer Verfolgung von Minderheiten. Zumal sein Zinskonzept zumindest teilweise in der sowjetischen Besatzungszone beibehalten wurde, denn die Sowjetunion hat dessen wirtschaftliche Kraft erkannt: 

Das Geld in der DDR war weiter durch Arbeit statt durch Gold gedeckt. Es gab feste Zinssätze, die ebenfalls im eigenen Land blieben. Die von den Nationalsozialisten begonnenen Fünf-Jahr-Pläne wurden fortgesetzt und vieles mehr. Dieses Deutsch-Sowjetische sozialistische Experiment brachte die DDR zum wohlhabenstem Land im RGW (RGW = Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe - im damaligen allgemeinen Sprachgebrauch auch der Ostblock genannt). Allerdings presste die Sowjetunion dafür jede Menge Abgaben in Naturalform aus der DDR. Die Güterzüge, die nach Osten fuhren, waren in der Regel voller als die Züge, die aus dem Osten zurück kamen. Und in Feders Manifest war auch keine Enteignung von Großgrundbesitzer vorgesehen und auch keine Zwangskollektivierung der Bauern. Das alles passierte auf Initiative der Sowjetunion. Deshalb war das Wirtschaftssystem der DDR eine Mischung aus Sozialismus und Kommunismus.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus mit den Millionen Opfern durch Krieg und Vernichtungslager setzte sich eine verständliche Abscheu vom Gesamtkonzept durch, die Zinsverstaatlichung als Chance für das Land ging dabei zunehmend unter und geriet in Vergessenheit. 
Ähnlich wie nach dem Ende der DDR, auch wenn die Opferzahl geringer war, wollte niemand mehr Sozialismus, Kommunismus oder Nationalsozialismus. 

Viele fragten sich nach dem Ende der DDR, was jetzt noch kommen kann. Und die gegenwärtigen weltweiten Hunger-, Armut- und ökologischen Probleme schreien nach einer Lösung, die unser gegenwärtiges System nicht her gibt. 

Wenn ich mir die Gesellschaftssyteme ansehe, wie wir sie gelehrt bekommen haben und das mit der heutigen Realität vergleiche, dann erkenne ich, dass die großen Denker der politischen Ökonomie in weiten Teilen zutreffende Analysen getroffen haben. 

Was einige versprochene Gesellschaftsordnungen angeht, erkenne ich in ihnen immer deutlicher, dass es leere Versprechungen waren: 

 

Am Ende der DDR wurde uns die soziale Marktwirtschaft erklärt. Es war im Konzept Kapitalismus mit sozialer Abfederung. Dieser Begriff wird heute 34 Jahre später kaum noch verwendet, er wurde durch den Begriff Freiheitlich-demokratische Grundordnung ersetzt. 

Bei den schrittweisen aber kontinuierlichen Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch ständige Änderung der Gesetze zu Lasten von Regierungskritikern erkenne ich heute, dass unsere demokratische Grundordnung so freiheitlich ist, wie die Deutsche Demokratische Republik demokratisch war. 

In der DDR hatten wir sogenannte Wahlen, die in Wirklichkeit nur Bestätigungen von Kandidaten waren. Eine echte Auswahl gab es nicht. 

Heute gibt es in Deutschland eine reichliche Auswahl. Auf den ersten Blick ist das demokratisch. Über ein ausgeklügeltes System in den Parteien gelangen aber nur solche Menschen in die Aussicht auf ein Regierungsamt, die mit Sicherheit den hinter ihnen stehenden Lobbyisten dienen. Und auch wenn Deutschland offiziell nicht mehr besetzt ist, muss doch jeder neue Bundeskanzler einen Antrittsbesuch in den USA absolvieren. Es gibt auch andere Kandidaten zur Auswahl, die aber fast alle keine Aussicht auf genügend Stimmen haben, Hauptsache, der Anschein der Demokratie wird gewahrt. Und wenn dann doch über eine Partei eine ernsthafte Gefahr eines nicht kontrollierten Machtwechsels aufkommt, werden Vorwände für ein Verbot dieser Partei gesucht und gefunden. 

Interessant ist auch, dass z. B. in den USA alle aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten in ihren Familienlinien auf mittelalterliche Könige zurückgehen. Für die Öffentlichkeit gibt es eine Auswahl, tatsächlich aber immer nur aus der selben Blutlinie. So wie es in Indien mit den Kasten und dem Verbot der Vermischung zwischen oben und unten offiziell gehandhabt wird. Im Wertewesen wird auch so verfahren, aber verdeckt für die Öffentlichkeit. 

Dabei waren und sind die Königslinien auch nur ausführende Familien für die tatsächlichen Herrscher über die Welt, die immer verborgen bleiben. 

 

Das wedische Gesellschaftssystem

Tatsächlich hat sich seit 1994 Wladimir Megrè dazu Gedanken gemacht und in seiner aus 10 Bänden bestehenden Buchreihe "Anastasia" ein alternatives Gesellschaftskonzept ohne Industrie und langfristig auch ohne Geld entwickelt. Megré hat als Grundlage für seine alternative wedische Gesellschaft die Umverteilung des Hauptproduktionsmittels, den Grund und Boden. Nach seinem Konzept, soll jede Familie 1 Hektar Land bekommen. Dieses Land darf sie über Jahrhunderte unbegrenzt bewirtschaften, also vererben, aber nicht verkaufen. Spekulation mit dem Land wird ausgeschlossen. 
Das Land versorgt die Familien mit allem, was sie brauchen und es bleibt auf ihm sogar Lebensraum für die wild lebenden Tiere. Es ist das erste und mir bisher einzige bekannte Konzept, welches die Tiere als vollwertige Teile des Landes und mit von der Natur ausgestatteten Lebensrechten integriert. Deshalb ist es mir als Natur- und Tierschützer von allen Gesellschaftskonzepten am sympathischsten. Und da jeder Mensch etwas Besonderes ist, mit besonderen Fähigkeiten, schließen sich viele Familien zu Siedlungen zusammen, und leben autark. 

 

Im Band 4 "Schöpfung" beschreibt Megré das Grundkonzept und seine Funktion für die einzelnen Familien. In den darauf folgenden Bänden gibt es Beispiele, wie Siedlungen aus Familienlandsitzen die ganze Gesellschaft und die Erde heilen können.

Ich bekenne immer wieder, dass ich fasziniert von diesem Konzept bin. Während in Feders Konzept die Zinsen im eigenen Land bleiben, gibt es im wedischen Konzept keine Zinsen mehr. Es gibt auch keine Industrie mehr, sie wird nicht mehr gebraucht. Die Menschen leben vegan und in Frieden auf und mit der Erde, die sich wieder erholt. 

Ich sehe dieses wedische Konzept des Lebens der Familien auf ihrem Hektar unter der Bedingung der vollständigen Selbstversorgung als den einzigen Weg, das Ökosystem Erde mit Menschen noch zu retten. Denn so verschwenderisch, wie die Menschheit jetzt mit unser aller Lebens- und Nahrungsgrundlagen umgeht, geht es nicht mehr lange.

Bisher ist Russland das einzige Land, in dem die politische Führung die Chance hinter dem wedischen Konzept erkannt hat. Als bisher einziges Land gibt es den Familien, wenn sie das wollen, einen Hektar Land zur Selbstversorgung. Und da Russland das größte Land der Erde ist, besteht damit noch Hoffnung für das Weiterleben von Menschen mit der Natur.

 

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