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Achtsamkeit mit der Sprache

Stand: 22.10.2023

Ich wollte hier schon lange mal schreiben, wie ich die Bedeutung von Begriffen wie "rechts", "rechtsextrem", "links" und "linksextrem" sehe. Inzwischen ist das zwecklos geworden, denn Auslegung und Verwendung dieser und weiterer Schlagwörter verschwimmen immer mehr, sowohl in der Bevölkerung als auch leider bei der staatlich gelenkten Propaganda. 2014 nach dem Putsch in der Ukraine war man zumindest teilweise im deutschen Mainstream noch entsetzt darüber, dass Leute mit Hakenkreuz- und SS-Tätowierungen an der Seite der Regierungstruppen gegen die abtrünnigen russischsprachigen Ostukrainer im Bürgerkrieg kämpfen und ukrainische Politiker sich stolz mit diesen Leuten fotografieren ließen. 
Das Brandmassaker von Odessa am 2. Mai 2014, auf den Tag genau 81 Jahre nach der Erstürmung ebenfalls eines Gewerkschaftshauses durch Nationalsozialisten in Deutschland wurde dagegen vom Mainstream totgeschwiegen, obwohl die Videos von Odessa um die Welt gingen. 
Heute 9 Jahre später wird inzwischen jeder als rechtsextrem bezeichnet, der sich gegen die staatliche Propaganda äußert. Und wo ein Bezug zum Rechtsextremismus bei allen Versuchen nicht konstruiert werden kann, wird das Wort "Schwurbler" als Betitelung genutzt. Auch Querdenker werden seit 2020 als böse dargestellt, davor war das Wort "Querdenker" noch ein Kompliment an selbst denke kritisch hinterfragende Menschen. 

Die Nationalsozialisten selbst sollen sich als linke Bewegung gesehen haben. Das leuchtet ein, wenn man die politisch-ökonomische Grundlage des deutschen Nationalsozialismus studiert, die von Gottfried Feder als Korrektur des Manifests der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels erarbeitet wurde. Tatsächlich wurde das Wirtschaftssystem 1949 von der DDR nahezu unverändert genommen. Der Wortteil "National" wurde gestrichen, so dass nur noch "Sozialismus" übrig blieb. Der wurde fortan als Übergangsgesellschaft zum angestrebten (aber nie erreichten) Kommunismus festgelegt. Sonst blieb die Gesellschaftsordnung weiter linksorientiert und antifaschistisch, die Währung blieb weiter durch Arbeit statt durch Gold gedeckt und die Zinsen blieben weiter im eigenen Land. Selbst die Uniformen der Armee verloren nur die Hakenkreuze, blieben sonst aber unverändert. Und die Hemden der Jugendorganisation FDJ blieben blau wie bei der Hitlerjugend. Das fanden insbesondere Altkommunisten in den 1950er Jahren nicht gut. 

Bereits hier verliert die Einordnung in rechte und linke Schubladen an Stichhaltigkeit, deshalb lohnt es nicht, sich damit noch weiter zu beschäftigen. Die Begriffe werden nichtsdestotrotz weiter verwendet, aber ohne Grundlage und rein als Wortwaffe gegen Andersdenkende. Dazu sagte bereits vor über hundert Jahre Rosa Luxemburg: "Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden." 

Ich habe bis heute nicht herausgefunden, woher das Wort "Nazi" kommt. Aus alten Büchern meiner Kindheit aus der DDR geht hervor, dass damit die Nationalsozialisten bezeichnet wurden, neben dem Begriff "Braunhemden". Es war auch eine Art Warnruf von Andersdenkenden untereinander, wenn sich Leute in Braunhemden näherten. Aber woher der Begriff kommt, leuchtet mir bis jetzt nicht ein. Die Silbe "Na" kommt von Nationalsozialist. Aber "zi" taucht in keinem Wort auf. Das einzige Wort, dass mir dazu einfällt, hat damit zumindest auf den ersten Blick nichts zu tun: "Zionismus". Dann könnte man "Nazi" als Kurzbezeichnung für "Nationale Zionisten" sehen. Mir ist aber nicht bekannt, ob es jemals so genutzt wurde. 

Bin ich nun, weil mir so eine Wortauslegung einfällt, gleich ein Antisemit? Das ist auch so eine Wortkeule, also auch eine Art Waffe, die gern Andersdenkenden entgegengeschleudert wird. Ich will das Wort mal näher betrachten: 

Als Semiten werden die Nachfahren von Sem bezeichnet, das ist ein Vorfahre des Stammvaters der Israeliten Abraham. Abraham hatte aber zwei Söhne. Den ersten Sohn Ismael hatte er mit seiner Magd. Er verstieß beide und Ismael gilt als Stammvater vieler Menschen in Kanaan, Ägypten und Arabien, die nicht zu den 12 Stämmen Israels gehörten. Anders gesagt: Sehr viele Volksgruppen im Nahen Osten werden zu den Semiten gezählt. 

Demnach ist Antisemitismus eine Ausrichtung gegen eine oder mehrerer dieser Volksgruppen. 

Die Verwendung des Wortes "Antisemitismus" oder "Antisemit" ausschließlich als Betitelung von Judenhassern ist deshalb zutiefst rassistisch und vor allem falsch. 

Auch Palästinenser könnten zu den Semiten zählen, demnach wäre Propaganda gegen sie auch antisemitisch. Und es wird noch komplizierter: 

Denken wir dran, dass 11 der 12 Stämme Israels seit den babylonischen Kriegen vor 2700 Jahren als verschollen gelten. Wahrscheinlich sind viele, die nicht umgekommen waren, in alle Welt geflüchtet. Was aus ihnen geworden ist und wo es Nachfahren gibt, ist ein anderes Thema. Tatsächlich könnte jeder von uns ein Nachfahre dieser von den Babyloniern Vertriebenen sein. 

Spätestens hier sollten wir erkennen, dass wir uns mit der Verwendung des Wortes "Antisemitismus" auf sehr dünnes Eis begeben. 

Also gehen wir doch mal ein paar Schritte zurück und in uns. Statt Worte als Waffe andern entgegen zu schleudern und schlimmer noch Menschen damit gegeneinander aufzuhetzen, sollten wir uns angewöhnen, immer nur Handlungen, niemals aber die Menschen selbst zu kritisieren. 

Es ist absolut verständlich, wenn Betroffene nach einer Serie von Terroranschlägen wie am 7. Oktober in Israel ausrasten. Dass Menschen in der Regierung in Israel die Menschen in Gaza nach den Anschlägen als "menschliche Tiere" betiteln, ist für mich verständlich, richtig ist es trotzdem nicht. 
Aber eben wegen dieser akuten Betroffenheit müssen wir solche Entgleisungen den Leuten nicht bis in alle Ewigkeit vorhalten. Deeskalation bedeutet, dass man weg vom Hass aufeinander zurück zur Situation geht und nach Lösungen sucht. Das bedeutet Arbeit, ist aber der einzige Weg. 
Und für uns, die wir ebenfalls von den Bildern und Nachrichten betroffen sind, gilt das hier: Weiß jemand den Ausweg aus der Gewalt, dann würden den gern viele wissen. Verurteilungen sind kein Ausweg, die heizen die Eskalation eher noch an, was wir gerade erleben. 

Wenn wir entsetzt von den Nachrichten sind und dazu noch voller Angst vor einer Ausweitung bis zu uns, aber nicht den Weg zur Deeskalation wissen, dann bleibt uns nur, für die Menschen in Palästina zu beten, damit sie selbst zur Ruhe kommen und den Weg zum Frieden finden.

 

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